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Veranstaltung: Die Eröffnung des Bildsinns durch das Ohr – das Bild als Echoraum

Mittwoch, 5.12.2018, 18:30 Uhr, Berlin, Denkerei, Oranienplatz 2, 10999 Berlin

Klangkunst und Gespräch – mit Johannes S. Sistermanns und Bazon Brock

Der Künstler Johannes S. Sistermanns nutzt ein Verfahren, den Wänden, den Fenstern, dem Boden, den Tischen ein Echo abzutrotzen. In Denkerei wird er diese Echos als Raumklang lebendig werden lassen. Soundscapes sind die natürlich gegebenen akustischen Profile eines Ortes. Die Silencescapes von Sistermanns erfassen den Raum als Sprache der Dinge, die in ihm vorkommen. Das nach Rilke in allen Dingen schlafende Lied wird von Sistermanns aufgeweckt.

Analog zu Realräumen versucht er die abgebildeten, das heißt die Bildräume, zu verlebendigen. Das geschah und geschieht zum Beispiel durch Sprechblasen wie im Comic oder durch Sprechbänder in der mittelalterlichen Malerei. Beim Anblick von Sängerkanzeln oder generell singenden, schreienden oder Laut gebenden Menschen imaginieren die sie Betrachtenden intrapsychische Gestaltanalogien wie innere Monologe oder Klänge. Der Bildeindruck auf den Betrachter wird zu einer Form der künstlichen Beatmung.

1968 präsentierte Bazon Brock bei seiner ersten Besucherschule auf der documenta das Sprechen der Bilder/Malereien und Skulpturen – nach dem historischen Schlachtruf bei der Einführung des Tonfilms 1927 „Das sprechende Bild ist da!“

Brock und Sistermanns trauern über verpasste Gelegenheiten.

Zur Person:

Johannes S. Sistermanns, geboren 1955, lebt als Komponist und Audiokünstler in seiner Geburtsstadt Köln. Sein Werk ist bewegt sich entlang des Grenzbereichs von Performance, Hörspiel, Klangkunst und Neuer Musik. Sistermanns bezeichnet den Raum, in dem und aus dem heraus er agiert, als Potentialraum. Nicht mehr die Grenzen der materiellen Beschaffenheit von Instrumenten oder Räumen sind für diesen Potentialraum konstitutiv, sondern die Informationskraft des individuellen Wahrnehmungsvermögens

www.sistermanns.eu

Edvard Munch, Der Schrei, 1910

Edvard Munch, Der Schrei, 1910 | Öl und Tempera auf Pappe, 83 × 66 cm, Munch-Museum Oslo