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Mitte des 19. Jahrhunderts begründeten deutsche Ordinarien, vornehmlich der Kunstgeschichte, den Anspruch der Arbeiterschaft auf Bildung mit dem Hinweis: Bildung ist Macht.
1914ff. stellte sich heraus, dass höchstgebildete deutsche Großbürger wie Arbeitervertreter, jüdische wie christliche Professoren, Männer wie Frauen den größten Unfug aller Zeiten formulierten, um die Barbarei der deutschen Heeresführung und Kriegsführung allgemein zu rechtfertigen. Bildung schützt vor Dummheit nicht, macht sie aber umso gefährlicher, weil man mit Bildung jede Dummheit zur Weltmission stilisieren kann.
Seither zeigte sich gerade für aufgeklärte Zeitgenossen, dass Wissen Ohnmacht ist. Wehrhaft Gebildete haben mehr Skrupel gegenüber Geltungsansprüchen. Sie sind gezwungen, das Für und Wider stets als Einheit zu betrachten, also dialektisch zu denken.
Der Volksmund, wie stets die Philosophie in Person, formulierte: „Alles verstehen, heißt alles verzeihen.“ Aber schuldmindernd ist nicht die Bereitschaft, zu relativieren, sondern einen Täter nach Verbüßung der Strafe so zu akzeptieren, als sei er nie schuldig geworden. Dafür stehen die Konzepte der Liebe, der Treue und der Hoffnung. Gebildet ist, wer mit Hegel anerkennen kann, dass gerade der Täter auf Bestrafung bestehen muss, damit er das Recht erwirbt, wieder lieben, glauben und hoffen zu können, als sei er nie schuldig geworden.